19.08.2013, Besuch der internationalen Universität Novi Pazar
Die Ideelle Basis der Internationalen Universität Novi Pazar ist auf dem Boden der jahrhundertlangen Begegnungen und Verflechtungen der verschiedenen Nationen und Kulturen in der Region entstanden.
Gegründet wurde sie im Jahr 2002 als Stiftung (Waqf2), mit dem Ziel, in Bildung und der Weiterbildung zu den besten und bekanntesten Einrichtungen in dieser Region zu gehören. Diese Hochschule ist eine der ersten im Land, die ihre Studiensystem nach westlichen Vorbild (Bologna Prozess) konzipierte. Dies soll erreicht werden durch Zusammenarbeit mit renommierten Universitäten im In-und Ausland, sowie mit der Möglichkeit der Durchführung von Austauschprogrammen. Prof. Dudic legte Wert darauf, dass die Universität nicht als islamische Universität zu klassifizieren ist.
2 Fromme Stiftungen werden unterschieden in gemeinnützige Stiftungen und Familienstiftungen, die mindestens einen gemeinnützigen Endzweck nach Aussterben der Begünstigen haben müssen. Das Institut der Familienstiftung wurde im 20. Jahrhundert in vielen islamischen Staaten abgeschafft oder die Familienstiftungen staatlicher Kontrolle unterstellt. Der Stifter errichtet die Stiftung dadurch, dass er einen vom Islam anerkannten Zweck bestimmt, erklärt, die Stiftung für alle Zeiten gründen zu wollen, sie bei einem Kadi registrieren lässt und das Stiftungsgut einem Verwalter übergibt, der er auch selbst sein kann. Als Eigentümer des Stiftungsgutes wird Gott gedacht, für dessen Geschöpfe es verwaltet wird, es ist daher unveräußerliches Gut der toten Hand.
Awqāf spielten vor allem vom 11. bis 19. Jahrhundert unter den Seldschuken und im Osmanischen Reich eine bedeutende Rolle. Das Stiftungsgut wurde von Privatleuten gestiftet, um wohltätigen Einrichtungen zu dienen oder solche zu finanzieren. Das konnten Moscheen, Schulen (Madrasa), Sufi-Konvente (Tekken), Krankenhäuser oder Einrichtungen zur Armenspeisung sein, aber auch Mühlen, Wasserräder, Bewässerungskanäle und öffentliche Brunnen.
Davon zu unterscheiden sind Stiftungen des Sultans, bei denen bestimmte Steuern statt in die allgemeine Kasse zu gehen, zweckgebunden waren: zum Unterhalt einer Moschee, zur Finanzierung der Pilgerfahrt usw.
Die Stiftungsurkunde musste von einem Kadi (Richter) registriert werden, der auch die Einhaltung der Stiftungsbedingungen überwachte. In späterer Zeit war ein eigenes osmanisches Ministerium für die Verwaltung der Stiftungen zuständig.
Nach der Zurückdrängung der osmanischen Herrschaft auf dem Balkan blieben die Vakufs in Bosnien auch nach der österreichischen Okkupation als Rechtsform erhalten; desgleichen existierten Vakufs bis zum Zweiten Weltkrieg auch noch in Jugoslawien und Albanien. Erst die Kommunisten enteigneten und zerschlugen die Stiftungen nach 1945.
Zu den ausländischen Universitäten, mit denen eine vertragliche Zusammenarbeit vereinbart wurde, gehören u.a. “American City University (ACU), sowie die einzige autorisierte Vertretung des Instituts Gnosis “von Podgorica.
Diese Vereinbarung verschafft den Studenten die Möglichkeit einen Teil Ihrer Ausbildung in den Vereinigten Staaten zu absolvieren. Weitere Vereinbarungen wurden getroffen mit der University of Szeged (Ungarn), College of Dunaújváros (Ungarn), University of Sarajevo, Universität “Jamal Bijedić” von Mostar (Bosnien und Herzegowina), Universität Bihac (BiH) State University of Tetovo (MK), Universität “Hl. Kliment Ohridski” (MC).
Die Zusammenarbeit mit diesen und anderen der gesamten Balkanregion und Europa, ist bezogen auf Projekte, die darauf angelegt sind eine langfristige Zusammenarbeit in allen Bereichen der gemeinsamen Interessen, der Zusammenlegung, sowie im Engagement und Austausch von Lehrern und Mitarbeitern. Dies bedingt ebenso den Austausch erforderlicher Literatur und technischer Hilfe und Unterstützung bei der Umsetzung moderner Qualitätsstandards sowie Standard der Lehre und wissenschaftlicher Prozesse, eine intensive Beteiligung beider Parteien in den Forschungsprozess, der Organisation wissenschaftlicher Tagungen, Konferenzen, Seminare, Gesprächsrunden, etc.
“Wenn die Qualität der Hochschulbildung der Jugend das wichtigste Ziel ist, das wir anstreben, so beweisen wir das durch eine Reihe anderer Formen der Zusammenarbeit, wie die Zusammenarbeit mit: US-Botschaft in der Anwendung von PROGNOSE und anderen Studiengängen, dazu gehört auch die Zusammenarbeit mit dem” Goethe-Institut “aus Belgrad, und so weiter.
“Multikulturalismus und Multi- Ethnizität sind ein wertvoller Faktor für unser eigenes Land. Wir
brauchen ein Klima, als Teil einer unerschöpflichen Quelle der positiven Energie, da wir ständig „Strom“ verbrauchen, um neue und höhere Bildungs-und kognitive Leistungen erreichen zu können. Die International University of Novi Pazar mit ihren Abteilungen und ihren proklamierten Ziel wurde dergestalt definiert, dass wahre, wertvolle Gedanken und Ideen nur in einem Raum voll geistiger Freiheit hervorgebracht werden können.
Entscheidung des Verwaltungsgerichtes zu Gunsten Internationaler Universität Novi Pazar –
Akkreditierung BALD ?
Die Entscheidung über die Klage der International University of Novi Pazar hinsichtlich erneuter Akkreditierung hat das das Verwaltungsgericht der Republik Serbien, am 04.04.2013. besprochen. Im Urteil gibt um die Beschwerde Universität über die Umkehr der Entscheidung des Nationalen Rates für Höhere Bildung der Republik Serbien.
Nach dem Urteil des Nationalrates ist der Staat verpflichtet, innerhalb eines Monats eine Entscheidung in Übereinstimmung mit diesem Urteil umzusetzen. Durch das Urteil des Gerichts über die Universität und das Verfahren zur Akkreditierung wird belegt, dass die derzeitige Ungerechtigkeit gegenüber der Universität Novi Pazar in kürzester Zeit beseitigt wird.
Anlässlich der Annahme des Verwaltungsgerichts des RS sagte Rektor Prof. Dr. Mevrud Dudic:
“Die Anstrengungen um die erneute Akkreditierung der International University of Novi Pazar benötigte eine lange Zeit, aber dieses Urteil, glaube ich, endet letztendlich zum Guten. Ich danke den Schülern und ihren Eltern, die trotz allem dem Druck standgehalten haben. Ihr Vertrauen in die Qualität der Universität verpflichtet. Dieses Urteil ist auch ein Indiz dafür, dass es in diesem Land doch Beispiele gibt, in denen Unterprivilegierte (Minderheiten?) Recht bekommen. Das kann ein positives Signal an alle Bürgerinnen und Bürger dieses Landes sein. “
Bis zum 17.8.2013 fehlte es noch an der Umsetzung dieses Urteils, es besteht Verdacht auf Korruption in den für Bildung zuständigen Organisationen. Denn einige Maßnahmen scheinen eher darauf abzuzielen, dass wohl eine Schließung der Internationalen Universität angestrebt wird. Es wurde eine zweite staatliche Universität unter dem gleichen Namen vor Ort gegründet. Zunächst wurde gesagt, dass sei ein Fehler, aber auch nach 3 Jahren wurde keine Richtigstellung vollzogen. Im Gegenteil, eine Akkreditierung dieser zweiten Universität wurde im Schnellverfahren erteilt.
Zum Bildungsniveau in der Region und dem Angebot der Intern. Universität Novi Pazar
3 % der jungen Menschen in der Region erreichen einen Hochschulabschluss.
Die Menschen leben von den Alimenten ihrer Verwandten in Österreich, Belgien, Luxemburg und Deutschland.
Angebotene Disziplinen sind Rechtswissenschaften, Philologie, Pädagogische und psychologische Wissenschaft Informatik, Agrarwissenschaft Wirtschaftswissenschaften, Sprachen: Englisch, Serbisch, Bosnisch, Deutsch und Englisch, Angewandte Kunst: Design und Zeichen.
ca. 9000 Immatrikulationen
2500 Examen
50 Doktoranten
200 Master – Abschlüsse
2500 Stipendiaten
230 Assistenten von Professoren
Studiengebühren (ca. 1800 €) werden erhoben, sie werden jedoch erlassen bei guten Abschlüssen. Sie können auch in Raten entrichtet werden.
Für ein Sozialprogramm stehen ca. 1 Mio € zur Verfügung, wenn kein Geld für die Studiengebühren nachweislich entrichtet werden kann. Studenten ohne Eltern oder Elternteil ca. 10 % Erlass
Lektoren kommen aus Osteuropa und den USA, Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut.
Im Universitätsrating gehört die Universität zu den 18 Besten und belegt den 6. Platz
90 % der Studienabgänger der Internationalen Universität finden einen Arbeitsplatz
Die Universität ist international ausgerichtet. 53-55 % sind Bosniaken, Serben, Ungarn, Kroaten.
Derzeit sind die folgenden Probleme zu bewältigen
Erneute Akkreditierung
Serbischer Staat hat eine Parallel-Universität gegründet
der aktive Schutz von Minderheiten (Bosniaken sind zwar in der Sandzak – Region Serbiens in der Mehrheit, jedoch in Serbien eine Minderheit)
Es ist auch Ziel der Universität, dass die Region Sandzak soll als europäische Region anerkannt wird und eine Euregio Sandzak gegründet wird.
9.08.2013 Muftija Muamer ef. Zukorlićm, in Novi Pazar
Muftija Muamer ef Zukorlicm ist auch Präsident des Internationalen Universität von Novi Pazar. Er setzt sich für die Idee und Interessen einer EUREGIO Sandzak ein. Erhofft durch eine solche Gründung eine Verbesserung des Zusammenlebens von Bosniaken und Serben. Setzt sich seit Jahren für mehr Akzeptanz von Seiten der Zentralregierung in Belgrad ein. Wiederholt werden die Stereotypen bzw. Vorurteile Islam – Fundamentalismus –
Extremismus – Terrorismus unterstellt. Sieht sich auch in seiner Stellung als hochrangiger Vertreter seiner Religion in der Tradition eines durch die Region geprägten Moslem an und spricht von einem für die
Region typischen „europäischen Islam“.
Muftija Muamer ef Zukorlicm erinnerte daran, dass die Universität Novi Pazar 2002 auf Initiative des damaligen Premierministers Serbiens Zoran Đinđić gegründet worden ist. Neben der Republik Serbien beteiligten sich zudem noch weitere 200 Stifter. Die Universität wurde als Waqf, Stiftung, nach Vorbild von Universitäten in islamischen Staaten organisiert, womit sie weder staatlich noch privat und als solche die derzeit einzige in Südosteuropa ist. Die Universität Novi Pazar war die erste Universität Serbiens, welche die Bologna-Erklärung akzeptierte. Bis zum heutigen Tage wird er als Reformer, Philosoph, Staatsmann und Patriot in der Region Sandzak verehrt.
Eine EUREGIO Sandzak sieht er als Modell für die künftige Zugehörigkeit zur Europäischen Union. Er sieht im der Delegation aus der EUREGIO Maas Rhein einen Multiplikator der Probleme der Menschen im Sandzak. Er wird sich für die Idee einer Gründung der EUREGIO Sandzak einsetzen und die örtliche Zivilgesellschaft überzeugen.
Fazit
Wir sind davon überzeugt, dass die Gründung einer EUREGIO Sandzak für die Bewohner eine Chance darstellt, langjährige Ressentiments zu egalisieren. Als Einwohner der EUREGIO Maas-Rhein haben wir miterleben können, wie sich das Miteinander in dieser Region als Selbstverständlichkeit auf politischer und sozialere Ebene zum Positiven entwickeln kann.
In der Region Sandzak gehört dazu auf montenegrinischer und serbischer Seite eine selbstbewusste Zivilgesellschaft dazu. Sie existiert, Unterstützung – insbesondere finanzielle- findet augenscheinlich vorzugsweise durch die Spenden aus der „Diaspora“ (siehe unten). Es entstand der Eindruck, dass parallel dazu eine politische gewollte Zivilgesellschaft gefördert wird, die insbesondere der politischen Regierungsklasse nahesteht.
Durch den Demokratieanspruch und Grundsätze der Rechtstaatlichkeit (wie sie in den Kopenhagener Kriterien gefordert sind), gibt es Zivilgesellschaften/NGOs, die von Oppositionsparteien und/oder gewerkschaftsähnlichen Gruppierungen unterstützt werden.
Es gibt auch Kulturvereine und Akademien , die durch bosniakische Religionsgemeinschaften gefördert werden, z. Teil auch durch muslemischen Gruppierungen in der Türkei wie aus dem arabischen Raum.
Die als sog. „Diaspora“ (also in Westeuropa, USA, Kanada etc.) lebenden Familienangehörigen und Unternehmer tragen zu einem groß Teil durch ihre Transferleistungen zum Leben (elementar wie auch kulturell) in dieser Region bei.
Um effizienter über eine Gründung der Euregio Sandzak sprechen zu können, müssen Vertreter von Regierung und Opposition, Vertreter der Gesellschaftsschichten miteinander reden können.
Der Europaverein hat die Entstehungsgeschichte, Struktur und Arbeit EMR vorgetragen. Praktische Einsichten sollen diese erste Einführung vertiefen. Im November 2013 wurde ein Teilziel verwirklicht. Einige der besuchten Gesprächspartner aus Montenegro und Serbien nahmen an der vom 7.-9.November 2013 von der AGEG durchgeführten Jahreskonferenz teil. Durch die Unterstützung des Präsidenten der Euregio-Maas-Rhein, Ministerpräsident Karl-Heinz Lambertz, der schon seit Mai 2013 die Bemühungen der Heimatgesellschaft EUREGIO Sandzak und des Europavereins verfolgt, konnten wir eine Teilnahme ermöglichen. Auf dieser Jahreskonferenz gab es genügend Gelegenheit, weitere Kontakte mit Vertretern von den Euregios, die auf dem ehemaligen „Ostblockgebiet“ gegründet wurden, zu knüpfen. Auch ist ein Besuch von Vertretern der AGEG geplant.
Aus unserer Sicht bedarf es der Unterstützung durch kroatische Regierungsorganisationen und Nichtregierungsorganisationen sowie den dortigen Niederlassungen der EU Kommission.